Fritten, Feinkost & Flaniervergnügen
Bei einem Besuch in Maastricht werden Sie feststellen, dass sich manche Ecken geradezu belgisch anfühlen. An vielen Orten der Stadt hat unser besonderes historisches Verhältnis zu Belgien seine Spuren hinterlassen, sogar auf zahlreichen Speisekarten. Und wer könnte Ihnen diese besser näherbringen als Viviane, unsere Stadtführerin mit belgischen Wurzeln? Also, begleiten Sie sie auf einer Runde durch ihr belgisches Maastricht.
„Ich entsinne mich, dass wir früher immer zum Einkaufen nach Maastricht rüberfuhren, es war ja nicht weit. Geboren wurde ich in Riemst, fast direkt an der Grenze. Meine Kindheit und Jugend habe ich in Tongeren verbracht. Vor allem an die Besuche auf den Maastrichter Wochenmärkten mit meiner Oma habe ich schöne Erinnerungen. Diese Märkte sind noch immer bei vielen Belgiern beliebt: Die riesige Auswahl an Produkten, die gemütliche Stimmung, die südliche Lebensfreude, die vielen Straßencafés rund um den Markt – da fühlt man sich als Belgier gleich wie zu Hause.
Nahe Nachbarn
Das ist auch gar nicht verwunderlich, denn um ein Haar hätte dieser Teil der Niederlande zu Belgien gehört. Es gab sogar eine Zeit, in der das mehr oder weniger so war. Besonders präsent ist dieses Stück Geschichte auf dem Vrijthof, denn religiös gesehen beginnt die Verbindung zwischen Belgien und Maastricht hier: mit der Ankunft des Heiligen Servatius von Tongeren, des ersten Bischofs von Maastricht. Die Stadt gehörte damals ganz klar zum burgundischen Einflussbereich und zum Bistum von Lüttich, im Gegensatz zum Rest der Niederlande. Daran erinnert das Perron-Denkmal auf dem Vrijthof. Eine solche Säule findet sich in vielen Städten, die zum Prinzbistum Lüttich gehörten, u.a. in Verviers und Tongeren, und eben auch in Maastricht. Alles deutete zu jener Zeit darauf hin, dass Maastricht viel stärker auf den Süden ausgerichtet war als auf die Niederlande im Norden. Im Jahr 1830 erklärte sich Belgien für unabhängig. Als 1839 die Grenzen endgültig festgelegt wurden, verhinderte General Dibbets im letzten Moment den Anschluss der Stadt an Belgien. Maastricht blieb also niederländisch, zum großen Unmut der meisten Maastrichter, die mit Holland so gar nichts am Hut hatten und sich eher Belgien verbunden fühlten. So ist Belgien bis heute noch immer unser nächster Nachbar, und vielleicht verstehen wir uns auch deshalb so gut.
Süße Verlockungen
In Maastricht haben sich so einige belgische Traditionen und Rezepte erhalten. Viele Bäcker verstehen sich auf raffiniertes süßes Naschwerk, wie man es in Belgien kennt und schätzt. Feinstes Gebäck bekommt man zum Beispiel in der Patisserie Royale in Wyck oder in der Bäckerei Hermans in der Zakstraat etwas außerhalb des Zentrums. Selbst der „gewöhnliche“ Limburger Vlaai ist bei diesen Bäckern noch eine Spur delikater und edler. Dasselbe gilt übrigens auch für die Schokolade. Wir sprechen hier in Maastricht nämlich nicht von Pralinen oder Konfekt, sondern von „Friandises“. Wenn Sie beim Chocolatier Friandises in Wyck hereinschauen, werden Sie verstehen (und riechen!), was ich meine. Besucher aus dem Rest der Niederlande spüren und schmecken hier in Maastricht direkt, dass sie in der südlichsten Stadt des Landes sind!
Belgien auf dem Teller – und im Glas
Dieses Stückchen Belgien findet man ebenso auf den Speise- und Bierkarten der Kneipen und Lokale in der Stadt wieder, beispielsweise in Bierkneipen wie De Gouverneur unweit vom Markt, dem Café Falstaff auf dem St. Amorsplein und De Poshoorn in Wyck, um nur einige zu nennen. Hier fällt die Wahl richtig schwer, wenn man die Karte mit den vielen Spezialbieren (natürlich auch belgischen!) vor sich hat. Dazu passen zum Lunch deftige Gerichte wie Schmorfleisch oder ein belgisches „Königinnenhäppchen“, eine Blätterteigpastete mit Hähnchenragout. Aber auch Krabbenkroketten oder ein gutes Steak mit Sauce béarnaise, zu dem eine ordentliche Portion belgische Fritten (nur echt mit der leicht säuerlichen belgischen Mayonnaise) nicht fehlen darf. Dazu kehrt man am besten im Café Sjiek (Spezialität: Limburger Sauerbraten) oder bei Pieke Potloed (für Schmorfleisch und Lütticher Bällchen) ein. Im Restaurant Witloof stehen auf der Karte (auf Flämisch und Wallonisch) viele belgische Spezialitäten, darunter natürlich überbackener Chicorée mit Schinken und Käse, sowie hervorragende belgische Biere. So begegnet man Belgiens kulinarischem Einfluss in Maastricht auf Schritt und Tritt.
Schickmachen zum Flanieren
Wer den belgischen Einschlag noch nicht gekostet hat, sieht ihn im Straßenbild – nicht zuletzt an der Mode. Der Unterschied zu anderen niederländischen Städten fällt sofort ins Auge. Alles ist hier etwas anders, man spürt ein südliches Flair wie in Belgien, Frankreich oder Italien. Machen Sie zum Beispiel mal einen Schaufensterbummel durch das noble Stokstraatkwartier, wo u.a. belgische Luxusmodehäuser wie Natan und Essentiel Antwerp ihre Filialen haben. Und nicht nur in den Boutiquen geht es in Maastricht modisch zu, auch auf der Straße. Auf ein soigniertes Aussehen wird hier viel Wert gelegt. Man macht sich gerne stadtfein, bevor man das Haus verlässt: bereit zum Flanieren. Ein Zeitvertreib, dem in den Niederlanden sonst niemand nachgeht. In Maastricht schon. Man achtet hier mehr aufeinander und darauf, wie man angezogen ist. Da bleibt nichts unbemerkt, auch wenn man sich vornehm jeglichen Kommentars enthält. Dieses Achten aufs Äußere ist typisch belgisch, und eben auch typisch für Maastricht.“
So, mit diesen Tipps wissen Sie nun die besten belgischen Hotspots in Maastricht zu finden.
Man sieht sich!